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Anbetung – Aussetzung des Allerheiligsten Altarsakramentes

16.09.06 Äbtissin M. Mechthild Thürmer OSB
Predigt von Mutter Mechthild in der Pfarrei Allerheiligen in Nürnberg
Datum:
Veröffentlicht: 28.2.24
Von:
mai

Anbetung – Aussetzung des Allerheiligsten Altarsakramentes

Interessiere ich mich heute für ein bestimmtes Thema, dann kann ich bequem ins Internet und meinen Begriff, meine Anfrage eingeben. Manchmal erscheint recht wenig, ein andermal so viel, dass ich gar nicht weiß, wo ich da anfangen soll. Gebe ich den Begriff „Anbetung“ ein, dann meldet das Internet mehr als 105.000 Ergebnisse. Das ist sehr viel! Da könnte ich jetzt sofort aufhören mir Gedanken zu machen und Ihnen einen kleinen Ausschnitt davon vorlesen. Ich bin jedoch überzeugt, dass es für Sie wesentlich interessanter ist und Sie es viel ansprechender und hilfreicher finden, wenn ich Ihnen meine Gedanken versuche zu vermitteln. Und zudem haben Sie anschließend mehr Zeit zur eigentlichen Anbetung.


Also, die eucharistische Anbetung ist mir zum Lebenselixier geworden. Dies jedoch nicht erst seit ich Äbtissin bin, oder seit ich eine Nonne bin, sondern bereits als Kind fühlte ich mich da angezogen. In meiner Heimatpfarrei Gößweinstein finden bis heute noch die Tage der Ewigen Anbetung an Weihnachten statt. Da waren wir ganz selbstverständlich stundenlang (und das ist nicht übertrieben!) in der Kirche, in der Basilika. Es war einfach ergreifend: das wunderschöne Gotteshaus, die weihnachtliche Dekoration, die Orgelmusik, die Weihnachts- und Anbetungslieder, z.B.: O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, den König, den Herrn! Und dann die vielen, vielen Menschen, die miteinander gesungen und gebetet haben. das war einfach eine Wucht! Da hatten auch wir Kinder ein himmlisches Gefühl. Sonntags waren dann die Andachten, die mit dem Eucharistischen Segen endeten, die eucharistischen Prozessionen jeden Donnerstag beim sogenannten Engelamt, die Fronleichnamsprozession und der Flurumgang eine Woche später noch einmal mit dem Allerheiligsten. Das hat mich sehr geprägt. Als ich dann ins Kloster eingetreten bin, nannte sich meine Gemeinschaft: „Benediktinerinnen vom Eucharistischen König“, weil die Anbetung Jesu im Sakrament der Hl. Eucharistie unserer Gründerin M. Edeltraud Danner OSB ebenfalls sehr wichtig war. Auf den Philippinen, wo sie 1931 diese neue Gründung ins Leben gerufen hat, beten täglich jeweils zwei Schwestern für eine Stunde das Allerheiligste an. Bei uns hier in Deutschland, in Kirchschletten war die ununterbrochene Anbetung, das Verweilen vor dem Herrn aufgrund der geringeren Anzahl von Schwestern und der vielen, schweren Arbeit in der Landwirtschaft nie möglich. Am Sonntag wird jedoch nach der morgendlichen hl. Messe um 7.45 Uhr bis zur Vesper am Abend um 18.00 Uhr das Allerheiligste zur Anbetung ausgesetzt. Es gibt einen Plan auf welchem immer eine Schwester für 30 Minuten eingeteilt ist und weil dies jetzt nicht mehr für den ganzen Tag ausreicht, haben wir über WhatsApp eine Gruppe gebildet, in welcher sich Anbeter von draußen eintragen können und so ist es auch am heutigen Sonntag, dass immer jemand zur Anbetung in unserer Kirche ist. Einmal im Monat, immer der zweite Sonntag, laden wir alle zu einer gestalteten Anbetungsstunde ein und es finden sich immer mehrere Musiker, die da mitgestalten.

Singen und beten wir in Gemeinschaft, dann hören wir ja, was so gebetet wird. Aber, was macht man denn, wenn man so alleine und still in der Kirche ist. Ich kann es nur mit menschlichen Worten und Erfahrungen beschreiben. Es ist wie wenn ich bei meinem besten Freund, meiner besten Freundin bin. Da kann ich sein, wie ich bin. Da kann ich alles erzählen. Da muss ich nichts verschönern. Ich weiß, ich werde nicht verurteilt. Wenn ich ganz arg verliebt bin, dann, dann fehlen doch irgendwie die Worte. Da schauen wir uns nur an. „Ich schau IHN an und ER schaut mich an“, so bekommt es der Hl. Pfarrer von Ars von einem Bauern zu hören, den er immer wieder in der Kirche sieht, die Lippen bewegend und doch nichts hört. Begriffe aus unserer Erfahrungswelt hinken hier meist ein wenig, weil ER halt viel mehr ist, unendlich viel mehr Liebe. Mir fällt da gerade ein Wärmetauscher ein. Aber, soviel Liebe wie ER, Gott, mir schenkt, gebe ich nicht gerade weiter, das ist unmöglich. Doch die Tatsache, dass ich mich von Gott Vorbehalt- und endlos geliebt erfahre, lässt mich im Alltag ruhig und gelassen sein und voll Vertrauen und Hoffnung in die Zukunft schauen. Ein Lieblingslied unserer Gründerin kommt mir oft auszugsweise in den Sinn: „Das will ich mir schreiben in Herz und in Sinn, dass ich nicht für mich auf Erden bin, dass ich die Liebe von der ich leb, liebend an andere weiter geb´.“

Vielleicht haben Sie schon einmal ein Kleinkind beobachtet, welches mitten im Spiel aufsteht, schnell zur Mutter rennt, sie umarmt, um dann wieder zum Spiel zurückzukehren. „Liebe tanken“ oder sich vergewissern, dass die Mutter noch da ist.

Bei der Eucharistischen Anbetung möchte ich sagen, dass Ähnliches geschieht. Ich kann IHM alles sagen, ich darf sein wie ich bin. Ich kann auftanken, Liebe tanken. Alles kostenlos! In unserer lauten Welt einmal ganz still werden, kann ganz schön schwer sein. und wie geht es IHM, wenn ER doch eigentlich auf uns wartet und wir einfach nicht kommen, keine Zeit für IHN finden? Bei Menschen machen wir uns manchmal Gedanken, ob wir jetzt stören können? Bei Gott stören wir nie! „Die Sehnsucht Gottes ist der lebendige Mensch!“, so sagt es Irenäus von Lyon.

Wenn wir auf Gott schauen, werden wir verwandelt, wird unser Gesicht, unsere Ausstrahlungskraft anders, anziehender. Das geschieht, wird geschenkt, ist nicht eigentliche Absicht.

Zugegeben, manche Kirchen sind heute verschlossen, weil die Beter fehlen, die früher automatisch die Kirche „bewacht“ haben, aber es gibt schon noch Möglichkeiten, eine offene Kirche zu finden oder gar die Möglichkeit der Eucharistischen Anbetung.

Als ich vor ein paar Jahren am Fronleichnamstag einmal im Internet nach dem Begriff „Fronleichnam“ surfte, fand ich eine Schwarzweiß Filmaufnahme der ersten Fronleichnamsprozession am Ende des 2. Weltkrieges durch das zerbombte München. Mit allem, was die Menschen damals noch hatten, v.a. ihr Leben, zogen sie mit dem Allerheiligsten ihren Glauben „demonstrierend“ durch die Straßen. Mir kamen die Tränen. Ruppert Mayer SJ hat wohl seine Kraft zum Widerstand durch sein Gebet, seine Anbetung erhalten. Es ist sehr an der Zeit in der aktuellen Lage der vielen Kriege und Christenverfolgungen durch Anbetung Herzens- und somit Weltveränderung zu erwirken.

Mit einem Gebet, das wohl so meine Erfahrungen der Anbetung beschreibt, möchte ich schließen. Ich wünsche und erbete Ihnen, dass Sie sich aufmachen, den Herrn zu suchen und sich von IHM erfüllen zu lassen, damit einst wieder so viele gemeinsame Beter zu finden sind, wie es früher einmal war.

Herr Jesus Christus, dich sehnt´s nach uns. Du lädst uns ein. Du rufst uns. Du hast Platz für uns. Du nimmst uns an so wie wir eben sind. Du kennst uns durch und durch, ganz und gar. Und dennoch oder gerade deshalb rufst Du uns. Du weißt um unsere Ängste, Sorgen, Nöte, Krankheiten, Gebrechlichkeiten. Du weißt wie sehr wir Dich brauchen. Du willst uns das Gute zusagen. Du willst uns Mut und Kraft geben. Öffne Du jetzt unser Herz noch mehr. Nimm Du all das an was darin ist. Nimm allen Unrat an, verwandle ihn. Nimm alle Tränen an, alles Stöhnen, alles Seufzen. Das ist doch unser ehrlichstes Gebet. Vor Dir brauchen wir keine schönen Worte. Du verstehst uns sowieso. Mit schönen Worten schmücken wir uns nur. Das ist Fassade. Mach Du uns ganz ehrlich, so wie es eben innen aussieht. Wenn wir ganz offen sind, kannst Du heilen, neu werden lassen, neues Leben schenken. Du willst Dich ganz uns schenken in Deinem Wort, im Gebet, im Mitmenschen, in der Hl. Eucharistie. Hilf Du uns dankbar erkennen und annehmen. Miteinander wollen wir betend und singend füreinander einstehen, für uns, die wir hier sind und für die Menschen, die uns ganz besonders am Herzen liegen. Erfülle Du uns jetzt mit Deinem Heiligen Geist. Er erfülle uns jetzt und begleite uns in der kommenden von Dir geschenkten Zeit. Amen.